Matthias Jung gewinnt Promotionspreis des Verbands Deutsche Nierenzentren
01. Dezember 2020

Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation wurden 2019 in Deutschland rund 1.500 Nieren nach dem Hirntod ihrer Spender, also postmortal, transplantiert. Dem stehen 8.000 Dialysepatienten gegenüber, die dringend auf eine solche Spende angewiesen sind. Die Wartezeit dafür beträgt etwa sechs Jahre. Welche Mittel und Wege gibt es, diesem Mangel zu begegnen und die Qualität der zur Verfügung stehenden Organe zu steigern? Diesen Fragen widmete sich Matthias Jung, Arzt in Weiterbildung für Nephrologie bei den ze:roPRAXEN, in seiner Dissertation, für die er im Oktober mit dem Georg-Haas-Preis des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) ausgezeichnet wurde.

Im Rahmen seiner Promotion untersuchte Matthias Jung, inwiefern die Gabe des Botenstoffs Dopamin das langfristige Überleben einer Niere beeinflusst, die nach dem Tod ihres Spenders transplantiert wurde. Ab 2014 war er dazu an der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peter Schnülle beteiligt, deren Untersuchungen zur Spendervorbehandlung mit Dopamin weltweite Beachtung gefunden haben.

Dazu wertete Matthias Jung Fragebögen von 483 Transplantat-Empfängern aus 60 Zentren aus, die zwischen 2004 und 2007 an der Studie zur Behandlung postmortaler Organspender mit niedrig dosiertem Dopamin teilgenommen hatten. Es zeigte sich: Eine Dopamin-Gabe über sieben Stunden hatte nachweislich positive, schützende Effekte auf das Langzeit-Überleben der transplantierten Niere. Der Mechanismus ist folgender: Durch die Kühlung beim Transport wird eine Niere normalerweise geschädigt (sogenannte kalte Ischämie). Eine Behandlung mit Dopamin kann dem vorbeugen, indem der Botenstoff freie Radikale reduziert und so die Nierenzellen schützt.

Auch geschädigte Nieren sind erfolgsversprechend

„Ein weiteres Problem bei der Organspende ist, dass viele Organe als nicht transplantierbar eingestuft und daher von Kliniken abgelehnt werden“, so Matthias Jung. „Darunter fallen beispielsweise solche, bei denen der Spender unmittelbar zuvor ein akutes Nierenversagen erlitten hatte, aber die Schädigung potenziell reversibel ist.“ Im zweiten Teil seiner Promotion untersuchte Jung daher, unter welchen Umständen eine Transplantation solcher Nieren dennoch erfolgreich sein kann. In der Retrospektive wertete er Daten 33 nierentransplantierter Patienten aus. „Es kommt auf die besonders sorgfältige Auswahl der Spender an“, weiß Jung. Unter Berücksichtigung klinischer Aspekte (z.B. Alter, Medikation, Vorerkrankungen, spezifische Nieren-Werte und die genaue Ursache der akuten Nierenschädigung) können diese Nieren ebenso gut arbeiten wie transplantierte Nieren ohne solch eine Schädigung.

Eine Forschung mit Nachwirkung

„Die Innere Medizin war für mich immer unheimlich spannend“, erzählt Matthias Jung, der in Mannheim und Regensburg studiert hat. „Daher entschied ich mich für eine Promotion in der Nephrologie, absolvierte dort eine Famulatur und arbeitete auch in der Ambulanz mit.“ Prof. Dr. Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik (Nephrologie, Hypertensiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Rheumatologie), vermittelte ihn schließlich an Prof. Dr. Urs Benck, der später sein Doktorvater werden sollte. Die Ergebnisse der Forschung an der V. Medizinischen Klinik wirken nach: Sowohl die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie als auch die Deutsche Transplantationsgesellschaft empfehlen in ihren Stellungnahmen die Dopamin-Gabe bei postmortalen Organspendern.

In der Klinik arbeitete Matthias Jung ab 2017 schließlich auch als Assistenzarzt für Innere Medizin und Nephrologie. Insgesamt neun Monate seiner sechsjährigen Weiterbildung, die Jung 2023 beendet, absolviert er in Schwetzingen bei den ze:roPRAXEN. „Die Arbeit bei ze:ro gefällt mir. Der Arbeitsalltag ist planbar und man kennt seine Patienten. Gerade in der Dialyse, wo es viel um ein persönliches Vertrauensverhältnis geht“, erzählt Matthias Jung. „Außerdem stehen mir viele erfahrene Kollegen zur Seite.“

Die ze:roPRAXEN gratulieren Matthias Jung herzlich zur Auszeichnung mit dem Georg-Haas-Preis und wünschen eine spannende Weiterbildungszeit in Schwetzingen!

 

Über den Georg-Haas-Preis

Mit der jährlichen Vergabe des Georg-Haas-Preises will der Verband Deutsche Nierenzentren (DN), der Bundesverband der vertragsärztlich niedergelassenen Nephrologen in Deutschland, den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Forschung im Bereich der Nieren- und Hochdruckkrankheiten fördern. Benannt ist der Preis nach dem deutschen Arzt Georg Haas (1886-1971), dem Begründer der Hämodialyse, der Blutwäsche außerhalb des Körpers. Übergeben werden soll der Preis, der mit 2.600 Euro notiert ist, im Rahmen des Nephrologischen Seminars im März nächsten Jahres.

 

 

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